Arbeitskreis Klettern und Naturschutz der bergsteigenden Verbände im Landkreis Reutlingen

AKN – Arbeitskreis Klettern und Naturschutz 

Viele haben den Bergriff AKN schon mal gehört oder etwas davon gelesen, wissen aber nicht um was für eine Organisation es sich handelt und was ihre Aufgaben sind. Wir, der AKN Reutlingen, wollen mit dieser Webseite einen Einblick in die Organisation, Struktur und Aufgaben eines AKN geben. 

Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre waren sämtliche Kletterfelsen in Baden-Württemberg von einer Totalsperrung bedroht. Zum einen nutzten private Naturschützer den Umstand, dass die damalige regierenden Parteien sich in dem anstehenden Wahlkampf gegen die aufstrebende Partei der Grünen umweltpolitisch behaupten mussten, und somit für jede Art von „Umweltschutz“ zu haben waren, und sich blindlings vor den Karren radikaler Naturschützer spannen ließen, welche ein totales Kletterverbot für Baden-Württemberg forderten, und zum anderen stand das Inkrafttreten eines Biotopschutzgesetzes bevor, in welchem alle offenen Felsbildungen als Naturdenkmal oder Biotop eingestuft wurden, und das Klettern als grundsätzlich schädigende Handlung eingestuft wurde. (1992 wurden dann in allen Klettergebieten in Baden-Württemberg meist über 80% der Kletterfelsen gesperrt!)

Um dieser Bedrohung einer Totalsperrung entgegenzutreten haben sich einzelne Kletterer gruppiert und mit den regionalen Kletterverbänden zu  Arbeitskreisen zusammengeschlossen. Dies war notwendig, da die Funktionäre der jeweiligen Kletterverbände einzeln zu den Verhandlungen bei den zuständigen Behörden geladen wurden und regelrecht gegeneinander ausgespielt wurden. Um überhaupt eine Chance auf Erhalt der Klettermöglichkeiten zu haben, mussten alle Kräfte gebündelt werden, und so entstanden die Arbeitskreise Klettern und Naturschutz.

In den AKNs sind alle regionalen Bergsport und Kletterverbände vertreten, am Beispiel vom AKN Reutlingen: Bergwacht, IG Klettern, Naturfreunde, DAV, Schwäbischer Albverein, sowie klettersportlich aktive Sportvereine. Auch die Naturschutzbehörde des Landratsamtes ist offiziell über mehrere amtlich bestellte Naturschutzwarte (Naturschutzdienst) vertreten. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der AKNs sind engagierte Kletterer, die unabhängig von Vereinen oder Verbänden ihren Sachverstand einbringen, und sich für einen naturverträglichen Klettersport einsetzen. Die Zusammensetzung der AKNs unterscheidet sich regional, so sind in anderen Arbeitskreisen z.B. Polizei, Gemeindeverwaltung, oder Naturschutzvereine (LNV) Mitglieder.

Die AKNs setzen sich für einen naturverträglichen und nachhaltigen Klettersport ein. Alle Mitglieder arbeiten auf ehrenamtlicher Basis. 

Die AKNs sind unabhängig, kein Verband oder Verein bestimmt oder bevormundet sie, alle Mitglieder haben die gleichen Rechte. Entscheidungen und Beschlüsse beruhen auf dem demokratischen Mehrheitsprinzip, welchem sich alle regionalen und überregionalen Verbände unterordnen. Diese Konstellation macht es erst möglich mit den Behörden ernsthaft in Verhandlung zu treten, und mit einer Stimme eine klare und verlässliche Kletterpolitik zu vertreten.

Behörden und Amtsleiter haben in den letzten 20 Jahren die AKNs als zuverlässigen, kompetenten und ehrlichen Partner für alle Belange des Klettersports, sowie auch des Naturschutzes, kennen und schätzen gelernt.

Zu den Aufgaben der AKNs gehören die Verhandlung mit Behörden, z.B. Landratsamt (Naturschutzbehörde, Straßenbauamt, Forstamt) Gemeindeverwaltungen und den Regierungspräsidien (Umweltamt) sowie die Betreuung der Kletterfelsen. In den meisten Klettergebieten in Baden-Württemberg konnte nur durch die Erstellung von detaillierten Kletterkonzeptionen die Möglichkeiten zum Klettern erhalten werden, welche in jedem Landkreis Bestandteil einer sog. „Allgemeinverfügung“ sind, wodurch das Landratsamt unter Auflagen die Ausübung des Klettersports duldet.

Die AKNs setzen diese Auflagen um, und legen z.B. Wege und Rucksackdepots an, richten Umlenkhaken und Sperrzonen ein, um sensible Bereiche am Wandfuß oder Felskopf zu schützen. Die AKNs kooperieren auch mit den Naturschutzverbänden, wie z.B. der „Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz“ und helfen bei Beobachtung und Schutz der Brutplätze, und der Beringung der Jungvögel.

Die AKNs unterstützen die Forst- und Straßenbauämter bei der Freistellung, Sicherung, und Beräumung von schwer zugänglichen Bereichen in den Felswänden und tragen somit einen wichtigen Teil zum Landschaftsschutz und zur Verkehrssicherheit bei.

Eine wichtige Aufgabe der AKNs ist es, sich für Verbesserung der Klettermöglichkeiten einzusetzen, mehr Kletterfelsen frei zu bekommen, und weitere Einschränkungen oder Verbote zu verhindern.

Die AKNs versuchen auch aktuelle Entwicklungen und und künftige Trends abzuschätzen, zu bewerten, und zu lenken. So machen uns derzeit der unkontrollierte Kletterhallenboom und der damit verbundene Ansturm an die wenigen verbliebenen Kletterfelsen enorme Probleme. Hier fordern die AKNs von den dafür verantwortlichen die Einhaltung ihrer Zusagen zu einem naturverträglichen und nachhaltigen Klettersport, und den Verzicht auf Kommerz.

Wir sind nur wenige aktive, mit einem enormen Aufgabenbereich, deshalb brauchen wir eure Unterstützung, bitte engagiert euch in den AKNs.

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